Gesundheit
Drei Ebenen der Gesundheit
Einführung und Überblick
Viel, sehr viel wird über Gesundheit geschrieben, in Zeitschriften, in Büchern, in sozialen Medien. Hinzukommen unzählige Videos mit Ernährungs-, Bewegungs- und Stressbewältigungstipps. Mit im Angebot sind Gesundheits- und Meditations-Apps für Smartphones sowie reichhaltige Angebote von Fitness-Studios, Sport-Vereinen und Bildungsträgern. Was einerseits gut ist, führt bei manchem zu einem Übermaß an Informationen: Wer die Wahl hat, hat die Qual !
An dieser Stelle wird das Thema von einer anderen, übergeordneten Sicht aus betrachtet: Wie kann ein ganzheitlicher Blick für die Ursachen von Gesundheit und von Krankheit von jedem Einzelnen trainiert werden ? … und was kann der Mensch von sich aus – von innen heraus – essenziell zur Gesundung beitragen ?

Was verstehen wir heute allgemein unter Gesundheit ?
Das etymologische Wörterbuch, das interessante Wörterbuch über die geschichtliche Herkunft von Begriffen, schreibt zu Gesundheit, dass es ursprünglich im Sinne von „wohlauf, rüstig, nicht krank“ und sogar „heilsam“ verwendet wurde.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führt detailliert aus, wie vielschichtig Gesundheit verstanden werden kann und zitiert mehrere Ansätze, Gesundheit fassbar zu machen. Die bekannteste, wertorientierte Umschreibung dürfte die von der Präambel der WHO-Verfassung von 1948 sein. Sie betont, dass Gesundheit eine physische, mentale und soziale Dimension umfasst, die alle zum Zustand der Gesundheit, bzw. als Gegenteil: zum Entstehen von Krankheit, beitragen.
Interessant ist in dem Beitrag von der BZgA zu lesen, dass es seit den 1980er Jahren Bemühungen von Ländern des Nahen und Fernen Ostens innerhalb der WHO gibt, die „spirituelle Gesundheit“ in dem Leitsatz als 4. Dimension mit aufzunehmen. Es heißt dort, dass nordamerikanische und europäische Staaten dem bisher (noch) nicht zugestimmt haben.
Präambel der Weltgesundheitsorganisation, WHO
„Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit [original: „race“], der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“
Übersetzung BZgA
Der Volksmund spricht bekanntermaßen anders über Gesundheit als das öffentliche Organisationen, Behörden und Wissenschaftler tun. Im Folgenden eine originale Stimme einer älteren Dame, die auf die Frage was für sie Gesundheit sei, so antwortet …
„Gesundheit ist, wenn ich keine argen Schmerzen habe, wenn ich morgens aus dem Bett komme, mein Tagwerk ohne größere Hindernisse absolvieren kann und mit meiner Nachbarin ein nettes Schwätzchen halten kann.“ Aus der Sicht eines älteren Menschen ist das eine vielsagende Antwort. Ein junger Mensch wird naturgemäß andere Dinge betonen. Er wird vielleicht eine sportliche Herausforderung suchen, die ihn an seine Leistungsgrenze bringt oder eine bestimmte Ernährungsform wählen.
Wer Beschwerden hat oder krank ist, merkt sehr schnell, welches hohe Gut die Gesundheit darstellt. Eine wichtige und sogar ganzheitliche Frage soll hier gestellt werden: Was kann ich neben einer gesunden Lebensweise noch für die Gesundheit tun ? … und neben dem, dass ich in der komfortablen Lage bin, im Krankheitsfalle medizinisch-professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu können ?
Und noch mal weitergedacht: Was kann ich für meine nahestehenden Mitmenschen als medizinischer Laie tun, wenn diese erkrankt sind ? Was kann ich für diese tun, abseits zu schauen, dass sie soziale Kontakte pflegen, ihre Medizin nehmen, etwas Gutes zu essen bekommen und sie an die frische Luft gehen ?

Im Folgenden werden drei praktische Handlungsmöglichkeiten für die Förderung von Gesundheit aufgezeigt. Sie stehen zugleich unter einem weisheitsvollen, in unserer Zeit weniger bekannten, ganzheitlichen Ansatz.
Drei praktische Ansätze zur Förderung von Gesundheit
Bei tieferem Hinschauen erweitert sich beim Thema Gesundheit die „Ganzheitlichkeit“ von: Ernährung, Bewegung, Work-Life-Balance, Naturheilkunde, Mental-Training oder Yoga-Praxis hin zu nächsten Ebenen. Der folgende Weg in drei Schritten eröffnet einen weiteren Raum …
1. Eine Krankheit in eine konkrete, beschreibende Anschauung bringen
Gesundheit kann vom Menschen gefördert werden, wenn er sich in klaren Anschauungen zu einer Krankheitssituation – ohne Spekulationen – schult. Er kann sich üben, ein Krankheitsbild objektiv zu beschreiben. Dies betrifft an erster Stelle den Körper mit seinen Symptomen. Medizinische Kenntnisse sind dabei hilfreich aber nicht Voraussetzung. Zum Beispiel mit folgenden Fragen: Welche Symptome, welche körperlichen Anzeichen treten … wie, wann und unter welchen Bedingungen auf ? Wie ist objektiv der konkrete Krankheits-, bzw. Gesundungsverlauf ?
Es geht bei diesem 1. Punkt um sehr nüchterne, klare Anschauungen und Beschreibungen. Aussagen wie, dass bei einem verspannten Schultergürtel eine große Last auf den Schultern liegt, sollten vermieden werden, da sie in aller Regel in den Bereich der Spekulation fallen. Befürchtungen und Ängste in Bezug auf die Krankheit sollten ebenso so gut wie möglich zurückweichen und außen vor bleiben.

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In die fachliche Diagnose und Arbeit eines Arztes oder Therapeuten wird bei diesem Punkt nicht eingegriffen, es handelt sich um den Weg eines eigenverantwortlichen und objektiven Erfassens der eigenen Gesundheit.
Es baut sich mit diesem Vorgehen eine tiefere Beziehung zum „Wesen der Krankheit“ und zugleich zu einem selbst auf. Es bahnt sich des Weiteren der Weg für die wichtige Frage nach der persönlichen Entwicklung, die nach ganzheitlicher Sicht verborgen hinter jeder Krankheit lebt.
2. Die begleitenden Lebensumstände in eine beschreibende Betrachtung führen
Der Mensch steht mit seinem ganzen Wesen in physischen Umweltbedingungen sowie in sozialen Verhältnissen. Beide „Milieus“ haben Einfluss auf seine Gesundheit. Er kann sich in förderlichen Umweltbedingungen aufhalten, wie z.B. in frischer Waldesluft oder in nicht-förderlichen, belastet mit Umweltgiften, Elektrosmog oder Lärm.
Ein weiterer, äußerer Einflussbereich für die Gesundheit sind die „sozialen Milieus“ in denen sich der Mensch aufhält. Wie gereizt oder wie verständnisvoll sind dort die zwischenmenschlichen Kontakte ?
Werden Menschen bei ihrem Beisammensein in ihren Lebenskräften geschwächt, wie es z.B. bei Streitereien, bei gegenseitigen Vorwürfen oder extremer, dem Mobbing, der Fall ist ? Oder bauen sich soziale Kontakte gegenseitig auf, wenn Menschen wohlwollend, emphatisch und wertschätzend miteinander umgehen ?

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Im Rahmen der Gesundheitsfrage ist der Medien-Konsum ein weiterer wichtiger Faktor.
Es ist vorteilhaft, ein Gefühl dafür zu haben, wie viele und welche Nachrichten und Sozial-Media-Informationen man sinnvoll verarbeiten kann. Sind es beispielsweise 15 Minuten, 1 Stunde oder 3 Stunden am Tag, die man mit wacher Aufmerksamkeit erfassen sowie gut „verdauen“ kann ?
3. Die Frage nach der zukünftigen Entwicklung im eigenen Lebensweg
Es wird wohl jeder einmal die Erfahrung gemacht haben, hoch motiviert und voller Spannkraft gewesen zu sein, wenn es um die Planung eines ersehnten Urlaubs oder um den Kauf einer neuen Wohnungseinrichtung ging.
Dieser dritte Punkt der „zukünftigen Entwicklung“ geht über jene äußeren Zukunftsziele hinaus. Was die Gesundheit aus ganzheitlicher Sicht in der Tiefe berührt, ist die Frage nach der inneren, persönlichen Entwicklung im Leben.
Also z.B., wie entwickle ich mich als Mensch und Individuum zu mehr Ruhe und Klarheit, zu mehr Empathiefähigkeit oder zu mehr zielgerichteter Tatkraft ? Oder, … in welchem Maße übernehme ich für mein Leben oder für die Gemeinschaft von Menschen eine größere Verantwortung als bisher ? Oder, wie werde ich in meinen verschiedenen Beziehungsverhältnissen reifer, freier und kompetenter ?

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Diese innere Ebene der Persönlichkeit – die einen hohen Grad an Freiheit bei gleichzeitigem Verantwortungsgefühl anstrebt – hat unter ganzheitlichem Blick unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit, … sowohl auf die Psyche als auch auf den Körper.
Die Beantwortung der Entwicklungsfrage ist eine anspruchsvolle und schwierige. Es braucht wohl ein gutes Maß an Lebenserfahrung sowie den aufrichtigen Wunsch, innere Lernschritte zu machen, um voranzukommen. Auf einem fundierten, geistig-orientierten Schulungsweg beispielsweise lernt der Aspirant, die Gesetze der Seele und die des schöpferischen Geistes kennen und wie diese weiterentwickelt werden können. Die Kapitel unter Freie Spiritualität auf dieser Webseite geben darüber nähere Auskunft.
Zusammenfassung – Conclusio
Gesundheit im ganzheitlichen Sinne kann größer gedacht werden, als dass eine gute Work-Life-Balance eingehalten wird, naturheilkundliche Methoden zur Anwendung kommen oder dass man negative Gedankenmuster korrigieren lernt.
Ein tieferes Bewusstwerden gegenüber der Umwelt, den Mitmenschen und sich selbst hilft, Gesundheit – bzw. eine Krankheitssituation – als einen lebendigen Prozess von Beziehungen zu erleben. Gelingt es diese Beziehungsverhältnisse so gut es geht, objektiv zu erkennen und in Folge sinnvoll zu gestalten, können Kräfte freigesetzt werden, die der Gesundheit tiefgreifend zugutekommen.
Es sind viele Wege in dieser Richtung denkbar. Hier wird ein 3-gegliederter vorgeschlagen, der seinen Blick auf den physischen Körper, auf den seelischen Raum und auf die geistig-spirituelle Dimension in uns Menschen lenkt.
- Eine Krankheit in eine konkrete, beschreibende Anschauung bringen
- Die Lebensumstände in eine objektive Betrachtung führen
- Die Frage nach der noch wartenden Entwicklung stellen
Wenn diese Fragestellungen und Bereiche auch für Mitmenschen ruhig gedacht und innerlich bewegt werden, dann können – aus ganzheitlicher Perspektive – sogar größere heilsame Kräfte freigesetzt werden. Laut des etymologischen Wörterbuches könnte „Gesundheit“ in einer sehr frühen Zeit dieses bereits bedeutet haben: … auch für andere „heilsam“ ausstrahlen.
Stefan Jammer – Oktober 2023
Werden allein Fitness-Trainings, Ruhe-Inseln, Urlaube, Gesundheits-Apps, Medikamente und medizinische Einrichtungen die Gesundheitsfrage der Zukunft meistern können ?
Es stellt sich mir die Frage, ob steigende Krankheitszahlen und ausufernde Gesundheitskosten – die in den nächsten Jahren weiter anwachsen werden – nicht neue Gedanken, Handlungs- und Heilweisen brauchen, damit eine zukünftige Gesellschaft gesünder und entspannter miteinander leben kann …
Quellen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Stichwort: Gesundheit
Heinz Grill – Der praktische Umgang mit Gesundheit
Rudolf Steiner – Die Kunst des Heilens, Gesammelte Vorträge aus der GA
Kommentare:
20.04.24 – Amelie
Wir haben wirklich mehrere Mammutaufgaben in Sachen Gesundheit. Vielleicht fängt jeder im Kleinen an, da wo er was bewirken kann ? Das spaltende Freund-Feind-Denken zu erkennen und neutraler auf das Zwischenmenschliche zu blicken, scheint mir dabei auch sehr wichtig. Ist nicht jeder im Herzen froh, wenn er mit anderen gut auskommt ? Ich blick’s nicht, dass dieses „soziale Virus“ (seit Corona ?) so unter uns wütet. Es ist einfach nur nervig und belastend, wenn Menschen ihre Mitmenschen in Schubladen stecken. Es kann einem die Freude am Leben nehmen, ständig gegen diese Negativ-Energie aus dem Umfeld anzukämpfen.
14.01.24 – Stefan J.
Das, was ich mit dieser Webseite vorstellen möchte, sind „keimfähige“ Ideen für einen neuen, zukünftigen Lebens- und Kulturimpuls. Dieser kann in alle Lebensbereiche hineinfinden und alle Lebensbereiche neu beleben: Eigene Gesundheit, Familienleben, Berufsleben, Soziale Kontakte, allgemein die Wirtschaft, etc. Keimfähige und zukunftsorientierte Lösungen entstehen meiner Erfahrung jedoch nur dann, wenn man sich geduldig übt, aus Polarisierungen und einem daraus entstehenden Freund- / Feind-Denken konsequent herauszugehen. Ich weiß, das ist schwer und eine Mammutaufgabe … aber wird es anders funktionieren können ?
05.01.24 – Sven
Ein längerer Leidensprozess wird uns definitiv nicht erspart bleiben. Aber das wird nicht nur die Gesundheit betreffen sondern auch die Wirtschaft, besonders die Kleinen und die Mittleren. Wir sollten zu Tausenden auf die Straße, um den da oben mal zu zeigen wer die Stärkeren sind ! Was hier auf dieser Seite angeregt wird ist interessant, sicher auch wertvoll für die Zukunft, jedoch wird das nicht ausreichen, um etwas grundsätzlich zu ändern.
19.12.23 – Frank
Es ist eine vertrackte Situation. Durch Personalmangel und Stellenkürzungen in den Gesundheitsberufen sind wir in eine nahezu hoffnungslose Situation hineingerasselt. Dies macht das Nervenkostüm von denjenigen, die noch die Stellung halten immer dünner und dann kommt das Verhalten raus, was Amelie geschildert hat. Es ist eine Schande, wie wir als sogenanntes „fortschrittliche“ Land in Mitteleuropa in ein solches soziales Chaos gestürzt sind. Vielleicht kommen wir mit dem Ansatz, der auf dieser Webseite aufgezeigt wird weiter. Aber mal ehrlich … wie lange wird das dauern … was wird bis dahin ?
20.11.23 – Amelie
Ich arbeite noch nicht lange als Gesundheits- und Krankenpflegerin aber bemerke jetzt schon, dass Gesundheit viel zu kurz greift, wenn man diese allein auf den physischen Organismus bezieht. Dass das Umfeld eine Rolle bei der Heilung spielt, kann ich täglich bei meiner Arbeit erleben, im Positiven wie im Negativen. Wenn man eine nierenkranke Patientin als „die Niere in Zimmer 318“ betitelt, geht wertvolle menschliche Wärme verloren. Dass der Entwicklungswunsch des Menschen ebenso eine Rolle beim Heilungsverlauf spielen soll, ist mir neu.
Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung ?
Einführung und Überblick
Wer bestimmt unser Leben ? Sind wir es selbst oder sind es andere, oder eine Mischung aus beiden ? Man kann sich auch fragen, wer spricht durch mich. Sind es die von Ratschläge Verwandten, die Empfehlungen von Freunden oder sind es die suggestiven Botschaften von Medien und Werbe-Clips ? Auch Sorgen, Enttäuschungen und Ängste können unter die Rubrik von fremdbestimmenden Einflüssen gerechnet werden. Diese kommen aus dem eigenen Unterbewusstsein.
Die Erfahrungen zeigen, je mehr ein Mensch fremdbestimmt ist, umso stärker kommen Frust, Getriebensein oder gar Erschöpfung an ihn heran. Eine Stimmung der Unzufriedenheit hat zudem das Potential, die körperliche Gesundheit erheblich zu beeinträchtigen.
Wie in Zeiten von hoher Fremdbestimmung der Mensch in seine ruhige Mitte, bzw. in eine selbstbestimmtere Führung seines Lebens finden und Gesundheit gefördert werden kann, soll hier Thema werden.

Dabei werden die Begriffe des „Inhaltes“ und des „Nicht-Inhaltes“ eine Betonung erhalten. Diese haben mit „Sein“ und „Nicht-Sein“ eine Verbindung. Warum ist es von so großer Bedeutung und Wirkung, wenn wir mit einem selbstgewählten Inhalt und eigenen Zielen durch unseren Alltag gehen ?
Ein “Inhalt“ ist wie eine Sonne im Leben
Was sagt der Begriff “Inhalt“ aus ?
Tasten wir uns ganz praktisch an die Tiefe dieses Wortes heran: Wenn wir etwas in der Tasche haben, dann ist das der Inhalt unserer Tasche, z.B. der Hausschlüssel. Wir kennen auch den Inhalt einer Bedienungsanleitung oder den Inhalt eines Romanes, die beide mehr oder weniger ansprechend sein können.
Wenn man sagt, ein Vortragsredner hat inhaltlich gut gesprochen, dann meint man in aller Regel, dass dieser verständlich und mit einer klaren Aussage geredet hat. Eine Steigerung einer Rede mit inhaltlicher Substanz geschieht, wenn man als Zuhörer das Gefühl hat, dass sie einen berührt oder so beeindruckt; dass man merkt, hier kommt etwas Tiefes oder Wahres an einen heran und der Redner spricht authentisch aus gelebter Erfahrung.
Ein Inhalt im Sinne einer geistig-spirituellen Bedeutung kann mit einer Geist- oder Seins-Substanz (Sanskrit: sat) gleichgesetzt werden. Dieser hat dann jene kraftvolle Substanz, die in der Weltenschöpfung als universale Gesetzmäßigkeit gilt und die frei von einer subjektiven Meinung ist. Je mehr ein Mensch in dieser Qualität steht, umso größer ist seine beruhigende und heilsame Ausstrahlung … auf andere und auf sich selbst.
Seriöse geistige Schriften, wie z.B. von großen Dichtern (z.B. Goethes Faust), sind in der Regel prall gefüllt mit inspirierenden und universalen Inhalten. Für das weltliche Bewusstsein sind diese oft in ihrer Tiefe nicht sogleich zu entschlüsseln. Hier ist die > Meditation Weg und Schlüssel zugleich, um einen höheren, universalen Inhalt über die Zeit hinweg erfahren zu lernen.
Ein weisheitsvoller Inhalt kann leichter oder schwerer zugänglich sein. Er wird über den Menschen, der ihn pflegt, immer sonnenhaft und befreiend ausstrahlen.

Die Yoga-Übung Baum – Praktiziert mit dem Gedanken / Inhalt einer wachen, ausbalancierten Außen- und Innen-Wahrnehmung.
Übungsziel – Das Erleben eines ersten, unabhängigen Selbstgefühls
Wie sieht ein Inhalt im praktischen Leben aus ?
Wenn Ideen und Inhalte von einem Menschen gelebt werden, können sie von ihm sprachlich und praktisch einfachere Formen annehmen, ohne dass ihnen die tiefere Bedeutung verloren geht. Umgangssprachlich sagt man dann: „Dieser Mensch ist echt und authentisch.“
Ein wertvoller und gut zugänglicher Inhalt der Yoga-Asana-Praxis ist die sogenannte Gliederung der Bewegung. Die Bewegung des Körpers wird bewusst nach drei verschiedenen Qualitäten gestaltet. Siehe Foto …

In dieser Körperbewegung kann eine 3-Gliederung entdeckt werden. Sie ist inhaltlicher Ausdruck der Übung …
- Eine stabilisierende Kraft entspringt der Becken-Bein-Region
- Eine dynamische, ausdehnende Kraft entspringt dem Solar-Plexus Bereich
- Eine Kraft, die Offenheit und Leichtigkeit verströmt, entspringt dem Schulter-Kopf-Bereich
Allen bedeutsamen Inhalten gemeinsam ist, dass sie einer Lebens-Weisheit entspringen. Ein wahrer Inhalt wirkt somit wie eine Sonne, die Wärme, Licht, Ruhe und Ordnung für das Leben spendet. Inhalte entsprechen in dieser höchsten Deutung auch dem philosophischen Begriff des „Seins“, in Sanskrit: sat. Ein Inhalt in diesem Sinne wirkt immer beruhigend und heilsam auf den Menschen.
Was ist ein Nicht-Inhalt ?
Sogenannte Nicht-Inhalte entsprechen philosophisch dem Nicht-Sein. Erich Fromm hat mit seinem berühmten Werk „Sein oder Haben“ dem Sein das Haben gegenübergestellt. Er analysierte das Haben als eine Form der Fremdbestimmung, wenn der Mensch sich z.B. der Konsumhaltung unserer Zeit ohne Bewusstsein überlässt.
Unter Nicht-Inhalten lassen sich zudem alle Aussagen oder Motive verstehen, die nicht einer höheren Logik oder Weisheit angehören. Dazu gehören z.B. Abwertungen, Beschimpfungen, Verleumdungen, Lügen und Manipulationen. Auch sind rein subjektive Bewertungen oder Emotionen tendenziell einem Nicht-Inhalt zuzurechnen.
Vom Menschen gesprochene oder praktizierte Nicht-Inhalte wirken entsprechend ihrer Art gegenteilig zum Sonnenhaften. Sie erzeugen bei dem, der sie hört, z.B. Desinteresse, Abstumpfung, Trägheit, Widerstand, Unverständnis, Unruhe, Verwirrung, Zorn oder Gewalt.

Beispiele von Lebenssituationen mit und ohne Seins-Inhalten

Aktivitäten mit Seins-Inhalt im Bewusstsein
- Wenn ich ganz praktisch ein Gemüsebeet einrichte, damit in diesem in ein paar Wochen Radieschen und Brokkoli wachsen, dann braucht es dazu Ideen und Vorgänge, die die Samen keimen und die Sprösslinge wachsen lassen. Somit ist dieses Vorhaben von praktischen Inhalten begleitet, die der Weisheit der Natur folgen. Man folgt dem Sein.
- Lerne ich schwimmen, in dem ich neben der Technik des Schwimmstiles ein bewussteres Gefühl für das Element Wasser bekomme, dann erlebe ich das Schwimmen mehr als ein faszinierendes Seins-Erlebnis und als einen inneren Fortschritt in meinem Leben.
- Übe ich mich, ein Gespräch mit einem Menschen so zu führen, dass ich sein Aussehen wahrnehme, seine Worte wiederholen kann und sein Motiv des Sprechens erkenne, dann bewege ich mich in einem „inhaltlichen“ Dialog. Und dies selbst dann, wenn mein Gegenüber diese Art von Aufmerksamkeit für mich nicht aufbringt.

Aktivitäten aus Gewohnheit, Laune oder Emotion
- Sage ich, Mathematik ist mir zu schwierig, von mir aus bräuchte es Zahlen und Rechenformeln nicht geben, dann ist dies eine rein subjektive Äußerung. Sie entbehrt einem objektiven Blick aufs Leben und entspricht einem Nicht-Sein.
- Wenn ich bei einem Spaziergang durch die Natur kein bewusstes Hinschauen und Wahrnehmen pflege, stattdessen eigenen Stimmungen nachgehe, wie z.B. „sieht schön aus“ oder „gefällt mir nicht“ oder „das habe ich im letzten Urlaub auch gesehen“, dann bin ich tendenziell in einer gebundenen Eigen-Welt und noch nicht in der gegenwärtigen Stimmung des Seins angekommen.
- Ein „absoluter Anspruch“ auf die Richtigkeit eines Sachverhaltes oder eines Argumentes wird wohl in den meisten Fällen im Nicht-Sein landen und naturgemäß Konflikte hervorrufen. Ein Wahrheits-Anspruch, ein unverrückbares Dogma, welches ich ohne sachliche Grundlage und ohne Offenheit für andere Sichtweisen vertrete, verkörpert einen Nicht-Inhalt.
Gesundheitliche Wirkungen von selbstgewählten Inhalten und Zielen
Die Unterscheidung von einem Leben mit Inhalten und ohne nennenswerte Inhalte mag auf den ersten Blick unbedeutend sein. Aus einem ganzheitlichen Blickwinkel heraus betrachtet, entscheidet dieser unscheinbare Unterschied jedoch, ob sich der Mensch mit seinem Wachbewusstsein auf gezielte Weise selbst aufrichtet und in eine eigene Führung seines Lebens geht oder ob er sich tendenziell seinen Gewohnheiten, Launen oder fremden und ggf. schwächenden Einflüssen überlässt.
Wenn sich der Mensch mit Inhalten und Zielen in Beziehung bringt und sie im Alltag bewusst anwendet, sind bezüglich der positiven gesundheitlichen Auswirkungen zwei Dinge besonders erwähnenswert …
1. Die Wirkung aufs Nervensystem
Immer wenn sich der Mensch mit wachen Sinnen, Wahrnehmungen und passenden Gedanken einer Sache im Äußeren widmet, entstehen Ruhe und Ordnung. Das ist eine Natur-Gesetzmäßigkeit.
Warum ist das so ?
Für die Lenkung der Aufmerksamkeit geht der Mensch in eine Führung. Das klingt banal, ist jedoch sehr bedeutend, denn diese Führung kommt von ihm selbst, von keinem anderen ! Damit ist er in einer Selbst-Bestimmung. Er nimmt die Dinge, die er wahrnimmt, bewusst auf und das Nervensystem kann diese in der Folge harmonisch verarbeiten. Es wird nicht mit Eindrücken überladen, überfordert oder beeinflusst. Diese Vorgehensweise stärkt das Nervensystem, es stärkt sowohl das Zentrale Nervensystem als auch das vegetative oder autonome Nervensystem.

Aus der Gehirnforschung weiß man, dass bewusste Sinnesvorgänge an der Gehirnrinde (Cortex cerebri) stattfinden. Von dort führen weitere neuronale Verarbeitungsschritte in die Tiefe des Nervensystems … zum limbischen System, zum Hypothalamus, dem Hirnstamm und schließlich bis zu den vegetativen Nerven, die die Organfunktionen steuern. Das Zentrale Nervensystem (ZNS) hat somit gegenüber dem vegetativen Nervensystem eine wichtige Führungsaufgabe.
Der Aufbau des Nervensystems
Interessent ist, dass das ZNS welches die Sinne, das Wahrnehmen, die klaren Denkvorgänge und die bewussten Bewegungen des Körpers steuert, mit dem Wachbewusstsein in Beziehung steht. Das Vegetativum, welches die unbewussten Prozesse von Kreislauf, Atmung, Verdauung, etc. über die Nervenstränge von Sympathikus (Antrieb) und Parasympathikus (Entspannung) steuert, steht hingegen mit dem Unterbewusstsein in Beziehung.
Die bewusste Aufmerksamkeit – als Funktion des ZNS – ordnet und zentriert das Bewusstsein und führt zu dem, was man seelisch die gesunde Gegenwärtigkeit nennt. Es ist das Gegenteil von Unruhe, von „husch husch“, von „mal geschwind dieses und jenes erledigen.“
Die folgenden Bilder zeigen vereinfacht den Aufbau des Nervensystems und wie das Zentrale Nervensystem in einer Führungsaufgabe zu dem Vegetativen Nervensystem steht, bzw. stehen sollte.
Slide-Show — eigene Steuerung mit Maus auf das Bild und die Pfeile
Die Steuerung innerhalb des Nervensystems
Jeder kennt wohl Gefühle von … Getriebensein, Genervtsein, Aggressivsein. Das kann als ein gesteigerter Sympathikus-Einfluss gedeutet werden. Oder … Frustration, Antriebsschwäche, Unlust, was einem gesteigerten Parasympathikus-Einfluss entspräche.
Über die bewusste Aufmerksamkeit und Führung kann nun der Mensch sein Wachbewusstsein nutzen, welches in der Folge die inneren Unruhezustände besänftigen kann. Ordnung, Ausgleich und Balance verschafft also das Wachbewusstsein. Deshalb ist das Training von Aufmerksamkeit, Sammlung und wacher Konzentration zentraler Inhalt der Yogapraxis.
Überlässt sich der Mensch jedoch nach Lust und Laune einem Ereignis oder lässt er sich „berieseln“, dann beginnt er sich, einer fremdem Führung unterzuordnen. Diese subtile Lenkung kann durchaus neutrale oder harmonische Wege nehmen, wenn es sich z.B. um Musik von Mozart handelt, jedoch bleibt die eigene mentale Kraft, die ein Mensch besitzt, dennoch außen vor. Und das ist die eigene Führung der Sinne, Gedanken und Vorstellungen.
Die Unruhe im Nervensystem, die medizinisch vegetative Dystonie genannt wird, entsteht dann, wenn das Zentrale Nervensystem gegenüber dem Vegetativum an Einfluss verliert, wenn also die vegetativen Nerven eine Art unkontrolliertes Eigenleben beginnen.
2. Die Wirkung der seelischen Ruhe, Ordnung und Stabilität
Wenn ein Mensch im Leben Inhalte aufgreift, durchdenkt, erfühlt und umsetzt, ist neben der Stärkung des Nervensystem insbesondere die seelische Kräftigung zu nennen. Denn ein Inhalt – in dem hier gemeinten Sinne – hat einen geistigen Kern und ist damit wie eine substanzielle Nahrung für die Seele des Menschen – so wie es beispielsweise die Getreidekost für die körperliche Konstitution ist. In den Yoga-Lehren findet sich dieser Zusammenhang, wenn es um den Aufbau der sogenannten Mitte, der Herzkräfte oder des Herz-Chakras (anahata-cakra) geht.
Der spirituelle Lehrer Heinz Grill erklärt den Zusammenhang so, dass sich der universale Geist der Schöpfung durch vielfältige Inhalte, daraus entstehende Energieformen und wiederum daraus entstehende materielle Formen bis hinunter zur physischen Erde ausdrücke.
Ein wahrer Inhalt besäße immer in seinem Ursprung ein Feuer, sagt er in seinen Ausführungen zur Entwicklung des Herzens. Und der Inhalt sei eine essentielle Nahrung für den Menschen, die die Grundlage für alle Wärme- und heilsamen Lebensprozesse liefere.
Deshalb sollten, so Heinz Grill, nicht die äußere Welt, die Medien oder die Angebote des Entertainments dem Menschen die Inhalte geben, sondern der Mensch sollte lernen, dem Leben produktiv zu begegnen und sich selbstgewählte Inhalte aus eigener Aktivität des Bewusstseins vertraut zu machen und diese dann ins Leben eigenständig einzugliedern. [1]

Titel-Cover des Buches: „Übungen für die Seele“ von Heinz Grill. Es zeigt einen ägyptischen Tempel des englischen Malers David Roberts.
Die Bauform ist Ausdruck einer harmonischen Verbindung zwischen Himmel und Erde. Seelische Klarheit und Ordnung zeigen sich im Aufbau und in den Formen.
Zusammenfassung – Conclusio
Bei einem selbst aufgegriffenen Inhalt und einer entsprechenden Handlung ist der Mensch mit seinen Sinnen und eigenen Gedanken aktiv. Er führt sich selbst über sein Wachbewusstsein. So banal das klingt, so essentiell wirkt das förderlich auf die Kraft der Nerven und langfristig auf das psychische Rückgrat und schließlich auf die Selbstbestimmung im Leben.
Das Gegenteil: Überlässt man sich den Gewohnheiten, den Angeboten der Medien, den Launen des Gemütes oder unreflektiert den Bauchgefühlen, dann beginnen sogenannte Bindungs-Strukturen, subtil das Denken, Fühlen und Handeln zu bestimmen. Man haftet sich damit mehr an einschnürende Strukturen seines Unterbewusstseins, d.h. an Ängste, Sorgen, Verletzungen, Bindungsmuster, usw.
Dort hinein – unbemerkt ins Unterbewusstsein – wirken auch die zahlreichen suggestiven und manipulativen Einflüsse aus der Gesellschaft und den Medien. Diese wirken über das Vegetativum einflussnehmend auf den Gesamtorganismus und belasten die Gesundheit.

Eine Gretchenfrage für Fremd- oder Selbstbestimmung ist also: Wer führt wen ? Führt das Wachbewusstsein oder lenken gewohnte Muster oder fremde Einflüsse von außen das Leben ? Für die Gesundheit des Nervensystems und damit aller weiteren Organfunktionen gilt deshalb …
Das Wachbewusstsein sollte das Unterbewusstsein führen … und nicht umgekehrt.
So findet der Mensch in eine Selbstbestimmung.
Die Bedeutung eines Inhaltes für die Selbstbestimmung
Ein selbstgewählter Inhalt – eine Idee, die eine ideale Vorstellung des Lebens beinhaltet – fördert die Stabilität im Leben und gibt der eigenen Entwicklung eine Richtung. Ein wohlerwogener Inhalt hat sonnenhaften, durchwärmenden Charakter und stärkt die seelische Mitte und das Herz des Menschen.
Für die Entwicklung einer unabhängigen Lebensführung ist die Auseinandersetzung mit Inhalten von großer Wirkung und deren Umsetzung im Leben führt zu einem wachsenden Selbstwert und zu verbindenden, sozialen Fähigkeiten. Über den Willen zur Umsetzung erfüllt sich immer besser die eigene Sinnfrage im Leben.
Fundierte Kenntnisse von sogenannten Nicht-Inhalten, die aus subjektiven Tiefen unbemerkt in das Bewusstsein aufsteigen, sollten nicht fehlen.

Ein selbstbestimmtes Leben ist ohne selbstgewählte Inhalte nicht denkbar.
Stefan Jammer – Juni 2024
Quellen:
[1] Heinz Grill: Die Seelendimension des Yoga – Praktische Grundlagen zu einem spirituellen Übungsweg
Kapitel: Inhaltliche Gestaltung des Lebens – das anahata-cakra. Ein Auszug davon findet sich > hier auf dieser Webseite.
Kommentare:
01.09.24 – Sandra
Eine Fremdbestimmung nicht nur von außen zu haben, sondern sogar aus dem eigenen Unterbewusstsein ist mir neu. Aber macht irgendwie Sinn, denn jede Werbung arbeitet ja nach diesem Prinzip aufs Unterbewusstsein still und heimlich zu wirken. Und vieles aus den Medien wahrscheinlich auch !
26.07.24 – Stefan J.
@ Klaus│Diese Webseite mit ihren Gedanken und Trainings-Inhalten möchte dazu beitragen, dass Menschen stärker und selbstständiger werden können.
06.07.24 – Klaus
Fremdbestimmung beginnt schon früh im Leben, im Kindergarten, in der Schule, an der Uni und nicht selten im eigenen Elternhaus. Und wie ist es später ? Viele Staatsbürger folgen in der Masse einigen wenigen, die meinen, das Richtige zu wissen. Diese wenigen wissen, was gesund ist, was demokratisch ist und wo der Hase lang laufen sollte. Wir Menschen sind schwach und berechenbar !
29.06.24 – Jenny
Der letzte Satz: Ein selbstbestimmtes Leben ist ohne selbstgewählten Inhalt nicht denkbar, regt echt zum Nachdenken an. Der Artikel ist sehr gehaltvoll und beim 2. Lesen habe ich schon wesentlich mehr verstanden. Ich habe die Bedeutung des letzten Satzes für meine Lebensführung kapiert, die ich nicht in fremde Hände legen möchte !
14.06.24 – Andy
Ich finde die Unterscheidung von Fremd- und Selbstbestimmung echt schwierig, weil unsere Psyche die Sachverhalte gerne so dreht, wie es für sie am besten erscheint. Ist es nicht der erste Schritt, zu realisieren, dass Meinungsbeeinflussung – insbesondere durch die Medien – zum Alltag gehört und das wohl jeder Mensch, ich meine wirklich jeden, davon mehr oder weniger stark betroffen ist ?