Kunst
Gedanken von Rudolf Steiner
Einführung und Überblick
Rudolf Steiner lebte von 1861 bis 1925. Man könnte meinen, dass jemand, der vor rund 100 Jahren immens viele Vorträge gehalten hat, für die heutige Zeit nichts Relevantes beizutragen hat. Meine jahrelange Auseinandersetzung mit seinen Inhalten hat mir jedoch gezeigt, dass seine Aussagen in den meisten Fällen zeitlosen Charakter haben. Es gibt sogar Zitate von ihm, die wie für die heutige Zeit geschrieben sind.
Rudolf Steiner und seine Aussagen sind umstritten. Meine Wahrnehmung über die Jahre ist, dass Menschen, die rein naturwissenschaftlich oder materiell denken, oft große Schwierigkeiten mit seinen Aussagen haben. Aber auch Menschen, die recht feinstofflich oder esoterisch veranlagt sind, haben häufig Probleme mit seiner Person. Hingegen empfinden Menschen, die bewusst oder unbewusst eine Synthese von Geist und Materie anstreben, in den meisten Fällen eine deutliche Empathie mit seinen Gedanken.

Dieser Artikel wird in unregelmäßigen Abständen mit Zitaten von ihm ergänzt werden.
“In Zeiten, in denen Niedergangskräfte dominieren …“
Im Rahmen von pädagogischen Seminaren hat Rudolf Steiner seinerzeit zentrale Aussagen zur menschlichen Entwicklung gemacht. Von Annie Heuser ist eine bemerkenswerte Aussage überliefert, die in direkter Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner entstanden sein dürfte. Diese Aussage erscheint für die heutige Zeit erstaunlich aktuell. Sie steht rechts (oder unten) im blauen Kasten …
Bemerkenswert ist dort die Formulierung: “ … nicht mit dem Strom und nicht gegen den Strom zu schwimmen“ Was bleibt denn übrig, wenn der einzelne Mensch nicht mit dem Mainstream schwimmt aber auch nicht in den Widerstand zu diesem geht ? Was bedeutet es für den Menschen, Neuland zu schaffen ? Wie kann das verstanden werden ?
Unter Freie Spiritualität auf dieser Webseite werden Aspekte angesprochen, die mit der Schaffung von Neuland in Verbindung gebracht werden können.
Stefan Jammer – August 2023

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Finsternis – Licht – Liebe
Dieses Gedicht von Rudolf Steiner ist am 11. April 1924 anlässlich einer Vortragsreihe in Stuttgart mit dem Titel: „Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens“ entstanden.
Der spirituelle Lehrer Heinz Grill sieht diesen Vers als eine sehr komprimierte jedoch geniale Essenz der Lehre Rudolf Steiners. Dieser Vers könne auf ideale Weise eine Dialog zwischen spirituellen Richtungen, insbesondere mit der östlichen Philosophie eröffnen, erwähnte er anlässlich des 100. Todestages (30. März 2025) von Rudolf Steiner.
Das Gedicht trägt die Überschrift FINSTERNIS – LICHT – LIEBE und führt an die in unserer Kultur bekannte Gliederung von Körper, Seele und Geist heran …
„Dem Stoff sich verschreiben heißt Seelen zerreiben.“ — FINSTERNIS
„Im Geiste sich finden heißt Menschen verbinden.“ — LICHT
„Im Menschen sich schauen heißt Welten erbauen.“ — LIEBE
Hier eine einfühlsame > musikalische Ausarbeitung des Gedichtes.

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Im Folgenden eine Heranführung zu diesen drei hohen Meditationsinhalten …
Dem Stoff sich verschreiben …
In der heutigen Zeit ist das „Sich-Verschreiben“ an das stoffliche und materielle Prinzip allgegenwärtig. Menschliche Erfolge werden fast ausschließlich an materiellen Kriterien festgemacht. Zum Beispiel an der Summe von Vermögen, an der Einsparung von Kosten, an der besten Zeit im Sport, an der Anzahl der Likes oder an der auftrumpfenden Dominanz eines Charismas.
Die Bedeutung von hohen Werten der Menschheitskultur, wie sie beispielsweise von Mahatma Gandhi oder Dietrich Bonhoeffer gelebt wurden, verblassen dahinter.
Werden edle Menschheits-Tugenden vergessen, bzw. werden sie nicht mehr gelebt, zerreiben sich Menschen untereinander mit aggressivem Konkurrenzverhalten, in nicht enden wollenden Polarisierungen, in Angstszenarien, Streitereien u. Wahrheitsansprüchen. Dies kann als Ausdruck einer Beziehungs-Finsternis unter den Menschen gelten.

Im Geiste sich finden …
Im Geist sich finden, eröffnet einen neuen Raum. Unter „Geist“ verstehen große Philosophen und Geistforscher z.B. einen hohen oder einen „reinen Gedanken“, etwas, was in der Schöpfung einen bleibenden Wert hat und außerhalb sowie unabhängig der menschlichen Subjektivität seine Existenz hat.
Blicken Menschen gemeinsam auf ein Ziel oder fragend auf einen hohen Gedanken – z.B. den Wert von Gleichberechtigung – verbinden sie sich mittels dieses Themas auf innere, seelische Weise. Konkurrenzverhalten und Besserwisserei weichen naturgemäß zurück. Ein aufrichtiges Forschen an Themen und Inhalten verbindet Menschen untereinander, gräbt Streitereien das Wasser ab und wirkt erhellend aufs Bewusstsein.
Mehrere suchende, fragende und ringende Menschen bringen deshalb beziehungsvolles „Licht ins Dunkel“.

Im Menschen sich schauen …
Noch tiefer geht die letzte Strophe, der Rudolf Steiner die höchste Form der Liebe zugeschrieben hat. „Im Menschen sich schauen heißt Welten erbauen.“ In einem anderen Menschen sich selbst zu schauen, bedarf wohl einer vollständigen Loslösung von jeglichen Eitelkeiten und Egoismen sowie einem unbändigen Drang, das Höchste der Schöpfung in sich selbst sowie in sympathischen und(!) unsympathischen Mitmenschen erfahren zu wollen. Diese universale Liebe, so große Geistlehrer, kann bei einer wahr-haftigen Beziehung von Mensch zu Mensch erschaut und erfühlt werden.
Diese universale Liebe als Sonnenkraft, aus der entwickelten schöpferischen Welt des eigenen Menschseins (Sanskrit: Devachan) schwingt und tönt aufbauend durch alle sogenannten „Welten“ unserer Schöpfung hindurch. Das heißt, der entwickelte Mensch als Sonnen-Seins-Quelle aus der schöpferischen Welt … erbaut die seelisch-nachtodliche, … die ätherisch-feinstoffliche und am Ende der Kette die … materiell-stoffliche Welt. Man kann dann von einem hohen Ziel der menschlichen Entwicklung sprechen, der Vergeistigung der Materie durch den Menschen.
Das ist, aus meiner Erfahrung gesprochen, was Rudolf Steiner unter gelebter Anthroposophie und Heinz Grill unter der Synthese von Geist und Welt im „neuen Yogawillen“ verstehen.

Meditationshaus der von Heinz Grill geschaffenen „Sonnenoase“ in Lundo (Trentino, Italien)
Stefan Jammer – April 2025
Kommentare:
24.04.25 – Ingrid
Schöne Idee, ein Gedicht wie FINSTERNIS – LICHT – LIEBE als Ausgangspunkt für einen kulturübergreifenden Dialog heranzunehmen !
25.01.24 – Andrea
Ausgehend von R. Steiners Worten und den Ideen dieser Webseite (z.B. > hier) würde ich sagen: Neuland beginnt dort, wo ich mir … (a) sorgfältig ein eigenes Urteil über eine Sache bilde … (b) schaue, dass ich nicht einfach einer Gruppenmeinung zustimme, auch wenn ich die Leute dort super sympathisch finde und … (c) dass ich mit (möglichst) jeder Person, die eine abweichende Meinung hat, in den ruhigen Dialog gehen kann.
01.10.23 – Armin
Die meisten Vorträge von Rudolf Steiner finde ich schwierig zu verstehen. Welcher „Normalbürger“ kann da folgen? Die Aussage zu den Niedergangskräften finde ich erstaunlich einfach und zeitaktuell. Irgendwie merke ich, dass ich oft nicht mit der Mehrheitsmeinung übereinstimme, kann aber auch nicht bei den Protestlern meine Heimat finden. Nach Steiners Worten bliebe dann das „Neuland“. Puhh, aber was soll das denn sein ?
Gedanken von Heinz Grill
Einführung und Überblick
Heinz Grill, geb. 1960, ist spiritueller Lehrer und der Begründer eines neuen Yoga-Ansatzes. Mit seiner „Seelendimension des Yoga“ verbindet er aus authentischer Erfahrung heraus den östlichen Yoga-Weg der Selbst-Erkenntnis und Freiheit mit der christlichen Spiritualität der praktischen Nächstenliebe. Es ist, wie man in seiner zahlreichen Literatur zu verschiedensten Fachbereichen studieren kann, wirklich eine Synthese und kein Synkretismus von einem östlichen und einem westlichen Weg.
Eine weitere Synthese seines Schaffens ist erwähnenswert. Die Asana-Praxis, die Körperübungspraxis des Yoga, war das erste Fachgebiet seines bewegenden Lebens in der er eine Synthese von Geist und Welt vollzogen hat. Am feinen Ausdruck seiner Körperbewegung lassen sich eine klare Dimension des Gedankens (Geist) und dessen Verwirklichung in der Ästhetik des Körpers erkennen (Welt). Siehe Foto.
Inzwischen hat er die Synthese von Ost und West sowie von Geist und Welt auf weitere Fachgebiete in Verbindung mit einer umfassenden Literatur ausgedehnt: Architektur und Baukunst, Pädagogik, Medizin, Naturerleben und Klettern, Ernährung und allgemein die seelische und zeitgemäße Entwicklung des Menschen in unserer heutigen Zeit.

Dieser Artikel wird in unregelmäßigen Abständen mit Zitaten von ihm ergänzt werden.
“Für das menschliche Leben sind Inhalte unumgänglich …“
Wie erlangt der Mensch einen ersten Grad an innerer Freiheit ? Wie findet er in eine Sinnerfüllung, die persönliche Freiheit sowie Wärme gegenüber seinen Mitmenschen gleichermaßen ermöglicht ? …
… wenn der Mensch lernt, höhere Ideen – sogenannte Inhalte – in sein Leben zu bringen. Wenn beispielsweise bei der Yogapraxis „Inhalte“ beim Üben dazu kommen, dann führt das bei geduldiger Pflege zu einer Ruhe, Ordnung und Durchwärmung der ganzen Persönlichkeit.
Ein Beispiel (siehe Foto auf Flip-Box Rückseite): Wenn der stehende Halbmond im Sinne einer drei-gegliederten Bewegung geformt wird, mit Stabilität im Stand, mit dynamischer Ausdehnung in der Körpermitte und einer entspannten und freien Schulter-, Kopfregion, dann bringt der Übende sich in Beziehung zu einem Inhalt, der in seinem Wesen eine verborgene, weisheitsvolle Existenz besitzt: Im Körperlichen ist diese Dreigliederung die Voraussetzung dafür, dass sich eine gesunde Wirbelsäulen-Spannkraft entfalten kann, im Seelischen bahnt sich der Zugang zu neuen Interessensgebieten sowie eigener Lebenszielsetzung und im Geistigen entfacht sich eigene, geistige Wärme- und Herzenskraft.
Stefan Jammer – Juni 2024

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Kommentare:
21. Juli 2024 – Sandra
Die Ästhetik des Titelfotos [gedrehte Kopf-Knie-Stellung] ist beeindruckend ! So manch ein Yogi kann diese Pose ausführen. Auffällig bei seiner Ausführung ist jedoch die einfühlsame Nähe zum Boden und eine schier unendlich offene Beziehung nach oben – vielleicht zum Kosmos ?